Page 13 - Bürgerinformationsbroschüre Stadt Spremberg
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ORTSTEIL TERPE 1944 zählte die Bauern- und Industriegemeinde 1.900 Einwohner. Mit der Einge-
meindung zum 1. Januar 1946 ging die Selbstständigkeit zu Ende.
Terpe, südlich von Spremberg gelegen, kann auf eine mehrere Jahrhunderte alte 1943 wurde ein Hochdruckkraftwerk (als Einheitskraftwerk) jenseits der Spree
Geschichte zurückblicken. Das wahrscheinlich älteste Dokument ist ein Zins- in Niederschlesien gebaut. Nach Beendigung des Krieges 1945 begann die De-
verzeichnis und stammt aus dem Jahre 1569. Ein Gründungsjahr ist jedoch nicht montage des Großkraftwerkes. 1954 erfolgte der Wiederaufbau des Kraftwerkes.
bekannt. Der Name Terpe stammt wohl von seinem Erbauer und ersten Besitzer, In diesem Zusammenhang wurden 8 Wohnlager-Baracken für Bauarbeiter aus
einem Herrn Terpp. Im 17. Jahrhundert war Terpe ein Rittergut, zu dem auch die der gesamten DDR errichtet. Von 1959 bis 1962 entstanden die Wohngebäude
Orte Sabrodt und Bluno gehörten. Deren Besitzer, drei Brüder, standen mit der im Artur-Becker- und im Adolf-Diesterweg-Ring als Unterkunft für die Arbeiter
Räuberbande Lauermanns im Bunde. Später gehörte Terpe zu den kurfürstlichen im nahe gelegenen Kraftwerk.
Amtsdörfern der Standesherrschaft Hoyerswerda. 1960 wurde die LPG „Artur Becker“ Trattendorf gegründet. In den Folgejahren
Das erste Schulhaus erbaute man um 1820. Die Freiwillige Feuerwehr wurde entstand ein Gemüsekombinat für die Pflanzenproduktion unter Glas. Die Ein-
1908 gegründet. weihung der Adolf-Diesterweg-Schule erfolgte 1961.
Von 1976 bis 1991 fanden viele schöne Wohngebietsfeste statt.
In unmittelbarer Nähe des Kraftwerkes Trattendorf wurde 1980 der Neubau eines
Lonza-Werkes errichtet.
1995 konnte ein Gedenkstein für die Opfer der Kriege an dem Standort einge-
weiht werden, wo einst das Kriegerdenkmal vom ersten Weltkrieg seinen Platz
hatte (vor der ehemaligen Dorfschule).
1999 wählten die Bürger von Spremberg-Süd zum ersten Mal einen Ortsbeirat.
Trattendorf wurde somit Ortsteil von Spremberg.
Teich in Terpe (Foto: R. Stein)
Im Jahre 1877 wurde auf der Gemarkung Terpe das Gustav-Adolph-Feld zur Koh-
legewinnung erschlossen. Dies war der Beginn für eine enorme industrielle Ent-
wicklung unserer Region. Es entstanden die Kolonien Pumpe und Brigittenhof als
Heimstatt für viele Bergarbeiter.
Terpe zählt, eingebettet in waldreicher Umgebung, zu einem der schönsten Dör-
fer der Niederlausitz. Im Ort gibt es vielfältige Möglichkeiten der kulturellen und
sportlichen Betätigung. Mehrere Vereinigungen wie Frauengruppe, Volkssolida-
rität, Sportverein, Freiwillige Feuerwehr mit der Gruppe der Historischen Feuer-
wehr, Jugendclub sowie der 2001 gegründete Heimatverein Terpe e.V. bieten
dazu ein breites Spektrum. Jede dieser Gruppen leistet auf ihre Art einen akti-
ven Beitrag zum Erhalt von Bräuchen und Traditionen, um den dörflichen Cha- Historische Ansichtskarte vom Kraftwerk Trattendorf um 1915
rakter des Ortes zu erhalten.
ORTSTEIL TÜRKENDORF
ORTSTEIL TRATTENDORF
Eines ist sicher, Türken haben der kleinen Gemeinde, 6 km östlich von Sprem-
Trattendorf, einst auch „Dratendorf“ geschrieben, wurde 1527 erstmals nach- berg, ihren Namen nicht gegeben. Jedoch ist es nicht ausgeschlossen, dass es
weisbar erwähnt. Der Ort hat seinen Ursprung in Dubrawa (sorbisch), was gleich sich hier um eine deutsche Siedlung handelt, denn man deutet den Namen des
„Eichenwald“ heißt. Er gehörte zur Herrschaft Spremberg als kleines Bauern- Ortes in Thüringedorf, das Dorf der „Thüringe“. Es gibt auch eine wendische Be-
dorf. zeichnung. „Sakrjow“ oder „Sakrew“, was soviel heißt wie: „mit Gesträuch be-
1689 lebten in Dratendorf 10 Halbhüfner und 5 Gärtner. Der wachsende Ort mit setzt“ oder „hinter dem Strauch“.
der Trattendorfschen Heide im Luschken, wo Bauern, Büttner, Gärtner und Häus- Das Gut wurde erstmals 1467 als Terckendorff erwähnt, 1527 als Torckendorf
ler wohnten, wurde 1718 als Dratendorf zu Spremberg eingepfarrt. und 1576 als Terckendorf. Über die ältere Geschichte ist nichts bekannt.
1850 gab es eine Ziegelei und 6 Gehöfte in der Märzschäferei. Eichen, Tannen, 1650 werden die Bauern Kezmarigk, Banißko, Marcus, Kuhleh und Koßbor ge-
Zeidelweide sowie 5 – 8 Teiche, wo auch Fischaufzucht betrieben wurde, präg- nannt. 1690 wird ein Johann Petsch erwähnt, 1691 Johann Metk, 1750 Christian
ten den Ort mit 266 Einwohnern, von denen 247 wendisch sprachen. Koschker. Familiennamen, die auch heute noch im Ort zu finden sind.
1900 hatte der Ort eine Größe von 1.054 Hektar mit 556 Einwohnern. Gegen Türkendorf ist ein Straßendorf mit Vorwerk, Ausbau und Streusiedlung. Es ist
Ende des 18. Jahrhunderts wurde die erste Schule gebaut. 1915 war Baubeginn ein typisches Angerdorf in Form einer breiten Gasse, sieht man von dem soge-
des Großkraftwerkes Trattendorf an der Spree mit 9 Schornsteinen. Ein Jahr nannten Ausbau und Vorwerk ab. Alte Bäume (meist Linden und Eichen), um-
später entstand das Lonza-Werk, in welchem Karbid hergestellt wurde. säumen beidseitig die Straße vor den Grundstücken.
1920 zählte Trattendorf 750 Einwohner. Weitere Siedlungen entstanden mit der Türkendorf umfasst eine Fläche von 563 Hektar und liegt an der Kreisstraße
Lehrersiedlung, dem Trattendorfer Hof, Glück Auf, Braune Scholle und Heidewin- K 7105 zwischen den Ortschaften Groß Luja und Bloischdorf nach Graustein.
kel. 1936 entstand eine Lehrwerkstatt. 1938 erfolgten der Bau eines Schwimm- Türkendorf ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt, ansässig sind u. a. zwei
bades und der Bau einer Molkerei. Gärtnereien und ein Kosmetikstudio.
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