Page 9 - Wolzig - Eine Reise durch die Zeit
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BR Wolzig_Layout 1  22.02.18  07:44  Seite 7








                        diE EiszEit FoRMtE diE landschaFt uM dEn WolzigER sEE


                     die landschaft in der umgebung des Wolziger sees  inselartige „Berge“ der Endmoränen und grundmo-
                     wurde im zeitraum zwischen 30.000 und 9.000 v. chr.  ränenplatten als hochflächen erhalten. so ein gut er-
                     durch die Eismassen der letzten Eiszeit, die schmelz-  haltener „Berg“ ist der, bis an das südufer des Wol -
                     wässer der zurückweichenden gletscher sowie durch  ziger sees reichende Kolberg mit seiner imposanten
                     den Wind der weitgehend bewuchsfreien nacheiszeit  höhe von +94 Meter über dem Meeresspiegel. Ein
                     geformt. Während dieser letzten großen Eiszeit, der  Beispiel für eine erhaltene grund moränen platte ist
                     „Weichseleiszeit“, schoben sich riesige Eismassen, so-  die westlich an den Wolziger see grenzende Blossiner
                     genannte inlandgletscher, die über 1.000 Meter hoch  hochfläche. Vor allem hier findet man Reste der nach
                     waren, aus skandinavien weit bis nach Mitteleuropa  dem abschmelzen des Eises auf der oberfläche zu-
                     hinein. der südlichste Rand dieser inlandgletscher lag  rückgebliebenen großen Findlinge und kleineren Feld -
                     dabei über einen längeren zeitraum, „Brandenburger  steine.
                     stadium“  genannt,  etwa  20  Kilometer  südlich  des
                     Wolziger sees. die gletscher führten große Mengen  das abtauen des inlandeises erfolgte aber nicht nur
                     an Kies, sand und ton mit, die an ihrem grund un-  am äußersten Eisrand, sondern auch innerhalb des
                     sortiert als sogenannte „grundmoräne“ abgelagert  gletschers selbst. dabei entstanden zum teil auch
                     wurden.                                       größere senken, in denen Eis verblieb. diese senken
                                                                   wurden  häufig  durch  schwemmsande  abgedeckt.
                     Während des „Brandenburger stadiums“ wechselten  durch  die  abdeckung  blieben  diese  sogenannten
                     in sehr kurzen abständen Warmzeiten mit Kaltzeiten  „tot eisschollen“ über einen langen zeitraum wie in
                     ab. der Eisrand wich in jeder Warmzeit wenige Kilo-  einem Eiskeller erhalten. Restlos abgetaut waren sie
                     meter zurück und in der darauffolgenden Kaltzeit  erst etwa um 9.000 v. chr., als sich der Eisrand des in-
                     wieder vor. da es in der Rückschmelzphase des „Bran-  landeises schon wieder weit bis nach skandinavien
                     denburger  stadiums“  zunehmend  wärmer  wurde,  zurückgezogen hatte. die Form und die tiefe des
                     kam es so zur ausbildung mehrerer „Rückzugsstaf-  Wolziger sees lassen auf eine senke schließen, in der
                     feln“ (Endmoränengürteln) aus Resten der am grun -  eine „toteisscholle“ langsam abschmolz.
                     de des gletschers zu sanden zerriebenen und zer -
                     mah lenen skandinavischen gesteine. Eine, die so ge-  Während sich das inlandeis zurückzog, füllten sich
                     nannte „Wannsee-storkower-staffel“, verlief dabei über  die nach dem abtauen des toteises entstandenen sen-
                     den Raum des Wolziger sees.                   ken durch das ansteigende grundwasser und wurden
                                                                   zu seen und grundwassernahen niederungen. gleich-
                     Während des Rückschmelzens des inlandeises zer-  zeitig herrschte ein vegetationsloses, wüstenähnlich
                     schnitten die abfließenden schmelzwässer die in der  trockenes, kaltes Klima mit wechselnden Winden vor.
                     umgebung des Wolziger sees vom gletscher zurück-  diese Winde wehten die abgesetzten feinkörnigen
                     gelassenen „höhenzüge“ der Endmoränen und die  sande der schmelzwässer zu Flugsanddünen zusam-
                     nach norden ursprünglich folgende flachwellige grund   -  men. so hinterließ der Wind in Wolzigs umgebung
                     moränenlandschaft. in der Folge blieben nur noch  zwei langgestreckte, von Westen nach osten verlau-


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