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Kunstgussmuseum Lauchhammer
Welt aus Bronze, Feuer und Eisen
Benedicta Margaretha Freifrau von Löwendal, ausgestellt als bronzene Büste im Kunst-
gussmuseum Lauchhammer, schaut auf ihr Lebenswerk. Ihr Blick ruht auf allen Besuchern,
die kommen und gehen. Sie entdecken hier ihr Erbe – die unzähligen Werke aus Eisen,
Bronze und Gips. Nirgendwo sonst hat der Kunstguss eine so lange und bis heute fortge-
setzte Tra dition wie in Lauchhammer.
Die adelige Unternehmerin gründete das Eisenhüttenwerk, aus
dem auch die Kunstgießerei hervorging. 1725 schlug im Löwen-
dalschen Hammer die Geburtsstunde des Eisengusses, der die
frühe Industrialisierung der Region einläutete. Wurden zunächst
Artikel des täglichen Bedarfs gegossen, wie Ofen- und Kamin-
platten, brachte ihr Patenkind und Nachfolger, Detlev Carl Graf
von Einsiedel, den Eisenkunstguss zu seiner Blüte und machte
die Stadt weltberühmt. Ihm gelang der erste figürliche Hohlguss.
Später wurde hier auch in Bronze gegossen. Namhafte Künstler
überließen die Ausführung ihrer Werke der Gießerei. Dresden,
Berlin, Hamburg, Washington, Japan und Tansania – weit mehr
als 1.000 Skulpturen, Büsten und Reliefs aus Lauchhammer sind
in aller Welt zu finden. Und viele Glocken.
Hier eine Büste vom Preußenkönig, dort riesige Köpfe von Luther, Biotürme Lauchhammer
Marx und Lenin. Fast 300 Jahre Geschichte des Eisenwerkes und
des Kunstgusses werden im Kunstgussmuseum präsentiert. Die Von hier ist es nicht weit zu den Biotürmen. Was aussieht wie
Sammlung besteht aus Eisen- und Bronzegüssen von Skulpturen eine Burg, ist in Wirklichkeit das Einzige, was von der riesigen
und kunstgewerblichen Gegenständen. Den wichtigsten Teil der Kokerei geblieben ist, in der bis in die neunziger Jahre hütten-
Sammlung bildet der historische Modellfundus aus dem Besitz fähiger Koks aus Braunkohle hergestellt wurde. Die Öfen sind
der Gießerei. Er umfasst nahezu 3.000 Gips- und Metallmodelle verschwunden. Doch die Türme, in denen einst giftige Prozess-
von der Kopie antiker Plastiken bis zu zeitgenössischer Kunst. abwässer gereinigt wurden, sind stehen geblieben. Heute führen
Im Schaudepot stehen sie in Regalen in den hellen, großen Klas- hier ehemalige Werktägige die Gäste hinauf zu den zwei Aus-
senräumen der alten Bronzeschule. Aber auch Ofen- und Kamin- sichtskanzeln aus Glas und Stahl. Infos zu den Biotürmen auf
platten und Potteriewaren sind zu entdecken. Seite 21.
In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die Kunstgießerei,
wo heute noch im selben aufwändigen kunsthandwerklichen Tipp: Der Ausflug ins Kunstgussmuseum Lauchhammer lässt sich
Verfahren die Tradition des Kunstgusses am Originalstandort wunderbar mit der Radtour „Auf den Spuren der Freifrau von Löwendal“
betrieben wird. Gäste können nach Voranmeldungen die Gie- verbinden. Start und Ziel der 29 Kilometer langen Radtour ist der Bahn-
ßerei besichtigen und am Glockenguss teilnehmen. Ein span- hof in Lauchhammer-West, einst Mückenberg, wo die Freifrau auf dem
nender Moment, wenn es traditionell heißt „In Gottes Namen – damaligen Schloss lebte. In der Stadt begegnen den Radlern verschie-
wir gießen!“. Weitere Infos zu Lauchhammer auf Seite 20. dene Kunstgussfiguren. Weitere Infos unter www.lausitzerseenland.de
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