Page 7 - Kein Weg ist zu weit - Offenbarungen
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Kauffeld Buch Offenbarung  17.03.2021  09:19  Seite 9








               Er konnte wohl größere Fürsorge von der zweiten Frau erwarten, denn er
               brachte besonders gute Zensuren nach Hause. Es war nicht zu überhören,
               dass der eine Junge nur gelobt, der andere hingegen nicht gut eingeschätzt
               wurde. Damals fragte sich sogar meine Tochter, warum das so war. Schade
               für Zwillinge, wenn sie nicht gleichermaßen beachtet werden. Ausschlag-
               gebend für die Geschwisterliebe ist der Zusammenhalt ein Leben lang,
               auch wenn jeder seinen Weg geht. Das fängt bei der gleichberechtigten
               Erziehung an.

                     Schwieriges Verhältnis zur neuen Frau meines Vaters

               Weil meine Tochter und ich Lernerfolge weniger mit links hinkriegten,
               waren wir bei der zweiten Frau meines Vaters nie willkommen. Uns gegen-
               über war sie nie herzlich. Es machte alles schwierig, dass sie unsere Vater-
               Tochter–Beziehung nicht tolerierte. Auf bessere Zeiten hätten wir nicht
               warten müssen. Ein Freund meines Vaters und dessen Frau verstanden
               es, bei Geburtstagsfeiern eine heitere Atmosphäre zu zaubern. Sie zeigten
               Interesse an meiner Tochter, fragten und motivierten sie zu ihrem Studium.
               Mein Vater und seine Frau kritisierten immer heftiger mein Äußeres. Meine
               Tochter und ich zogen an, womit wir uns wohlfühlten. Wir wollten nicht
               ständig bemängelt werden und ließen kaum über uns bestimmen. Mein
               Vater wirkte bei unseren Geburtstagsfeiern sehr ruhig, er traute sich kaum
               zu reden. So distanzierten wir uns zunehmend voneinander.
                 Pillen zum Abnehmen sollte ich nehmen. Woher kam bloß so ein blöd-
               sinniger Ratschlag? Ich erinnere mich an die Magenschmerzen. Immer
               öfter schien mein Vater unzufrieden, wenn ich zum Garten kam. Er zeigte
               mir eine Art Abneigung wegen meiner Kleidung. Dieses Spießbürgertum
               ging mir und meiner Tochter schon lange auf den Senkel.
                 Mein Vater schien nicht zufrieden. Dabei hatte er doch allen Grund,
               zufrieden zu sein: eine Enkelin – meine Tochter –, die ihn mit Studienerfol-
               gen erfreute, ich und meine Familie, die ihn schätzten und gerne hatten.



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