Page 21 - Ratgeber für werdende Eltern - Cottbus
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Was bedeutet „elterliche Sorge“ ?
Wird im Volksmund vom Sorgerecht gesprochen, dann ist Aus-
übung der elterlichen Sorge gemeint. Die rechtlichen Grundlagen
zur elterlichen Sorge finden sich in den §§ 1626 bis 1698 des
Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB).
Das Sorgerecht der Eltern entsteht mit der Geburt eines Kindes,
wobei der Gesetzgeber unterscheidet, ob die Elternteile miteinan-
der verheiratet sind oder nicht. Sind sie verheiratet, entsteht auto-
matisch ein gemeinsames Sorgerecht. Sind sie nicht verheiratet,
dann bekommt die Mutter nach dem Gesetz (zunächst) das alleini-
ge Sorgerecht.
Es kann im Nachhinein auf mehreren Wegen in ein gemeinsames
Sorgerecht umgewandelt werden. Es entsteht beispielsweise dann,
wenn beide Elternteile nach der Geburt des Kindes heiraten. Auch
die Beurkundung eines gemeinsamen Sorgerechts im Wege der
gegenseitigen Übereinkunft beim Jugendamt ist möglich. Als drit-
ter Weg ist eine gerichtliche Entscheidung über das Sorgerecht
möglich. Seit dem 19.05.2013 ist durch das „Gesetz zur Reform
der elterlichen Sorge nicht miteinander verheiratete Eltern“ nach
dem neuen § 1626 a BGB die Möglichkeit einer diesbezüglichen
gerichtlichen Entscheidung nun im Regelfall auch nichtehelichen
Vätern eingeräumt. Dabei wird das Gericht die elterliche Sorge
auch auf den nichtehelichen Vater übertragen, „wenn die Übertra-
gung dem Kindeswohl nicht widerspricht .“ Ein gemeinsames Sor- Entscheidung möglich. Dort müssen aber demjenigen Elternteil,
gerecht der beiden Elternteile macht in der Praxis jedoch immer dem das Sorgerecht aberkannt werden soll, jedoch schwerwiegen-
nur dann Sinn, wenn sich auch beide Elternteile wirklich um das de Vorwürfe hinsichtlich einer Gefährdung des Kindeswohls zu
Wohlergehen des Kindes kümmern möchten und eine vernünftige machen sein. Die Rechtssprechung der Vergangenheit zeigt aber
Kommunikationsbasis zwischen beiden Kindeseltern besteht, um auch, dass es zum Beschluss eines alleinigen Sorgerechts auch dann
sich über die sorgerelevanten Dinge verständigen zu können. kommen kann, wenn es den Elternteilen beispielsweise nicht ge-
lingt, einen sachlichen Umgang zu den Belangen des Kindes mit-
Bei einer Scheidung der zum Zeitpunkt der Geburt miteinander einander aufbauen zu können und sich aus diesen permanenten
verheirateten Elternteile bemühen sich die Gerichte derzeit immer Streitigkeiten eine Gefährdung des Kindeswohls ergibt.
darum, das gemeinsame Sorgerecht möglichst zu erhalten. Eine
nachträgliche Abänderung in ein alleiniges Sorgerecht zu Gunsten
der Mutter oder des Vaters ist im Nachgang durch eine gerichtliche (Text: Rechtsanwalt J.-M. Lehmann)
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