Page 14 - 70 Jahre Volkssolidarität Spree-Neiße e.V.
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Volkssolidarität SPN 2015 2_Layout 1 14.10.2015 12:47 Seite 14
Katharina Ullmann
Aus dem Alltag einer Pflegedienstleiterin
5.00 Uhr am Morgen: Bei Katharina Ullmann klingelt früh der Wecker. Nach einem
kleinen Frühstück macht sie sich mit dem Fahrrad auf den Weg zur Arbeit. Seit 2002
arbeitet sie im Pflegeheim Am Haag als Pflegefachkraft und ist seit 2014 zugleich Pflege-
dienstleiterin.
6.00 Uhr Dienstbeginn: Zuvor erfolgte die Übergabe; die Kollegin aus dem Nacht-
dienst hat Katharina Ullmann darüber informiert, wie die Nacht in ihrem Wohnbereich
verlaufen ist. Sie beginnt einen ersten Rundgang, hilft beim Aufstehen, Ankleiden und –
wo nötig – bei der Morgentoilette, wie im Zimmer von Anita Zuchan (80), die gern gekämmt
werden möchte. Einige Bewohner tragen Kompressionsstrümpfe, die sie allein nicht anzie-
hen können, brauchen einen neuen Verband oder eine frische Windelhose. Auch erste
Medikamente werden verteilt.
7.30 Uhr Frühstück: Die 54 Bewohner (in Pflegestufe 1 bis 4) essen in ihrem Zimmer
oder im Gemeinschaftsraum ihres Wohnbereichs. Katharina Ullmann und ihre 24 Kolle-
ginnen und Kollegen helfen beim mundgerechten Zerkleinern oder beim behutsamen
Essenreichen denen, die es nicht mehr allein schaffen.
ab 8.30 Uhr: Es ist Zeit für die Medikamentenausgabe, die im Dienstzimmer nach ärzt-
licher Verordnung sorgfältig vorbereitet wurde. Einzelne Bewohner müssen mit sanftem
Nachdruck zur Einnahme angehalten werden. Einige Diabetiker bekommen die erste Spritze.
Die Tagesgestaltung beginnt. Einige spielen Halma, nehmen sich Handarbeiten vor, lesen in
der Zeitung oder machen sich fertig für einen kurzen Spaziergang. Wer möchte, kann sich
an manchen Tagen sportlich betätigen, in einer Singegruppe mitwirken oder auch zum Kegeln
gehen. Niemand muss, aber jeder kann alles mitmachen. Besonders schön wird so ein Tag,
wenn die Hundestaffel des DRK mal wieder zu Gast ist. Die Vierbeiner drehen dann ihre
Runden, werden gestreichelt, auch von jenen, die ihr Bett nicht mehr verlassen können.
12.30 Uhr: Mittagessen mit anschließender Mittagsruhe; Katharina Ullmann hilft bei
der Einnahme der Speisen, bei der Medikamentengabe und beim Zubettgehen. Anschließend
isst sie selbst ein wenig und macht sich an die notwendige Dokumentation. Viele Angaben
müssen schriftlich erfasst werden, um für die Abrechnung bei den Pflegekassen, für die Zusam-
menarbeit mit den Ärzten und auch, um Familienangehörigen Auskunft geben zu können.
14.00 Uhr: Nach der Mittagsruhe Hilfe beim Ankleiden, Begleitung ins Wohnzimmer
des Wohnbereichs, wo das Vesper auf dem Tisch steht. Auch hier ist wieder Hilfe nötig,
braucht es freundliche und geduldige Ermunterung und es ist schön, dass auch immer wie-
der gemeinsam gelacht werden kann. Wie am Vormittag, so haben die Bewohner auch
jetzt die Möglichkeit, sich sinnvoll zu beschäftigen oder ein Schwätzchen zu halten. Manche
bekommen überraschend Besuch von ihren Kindern und Enkelkindern.
Der ungeliebte, aber
notwendige „Papierkram" 15.30 Uhr: Übergabe an die Kollegin der nächsten Schicht, Feierabend, mit dem
Fahrrad zurück, unterwegs ein paar Einkäufe, zu Hause ein prüfender Blick in den Garten,
dann essen in der Küche, allein, weil die drei Kinder längst aus dem Haus sind und weil
Ehemann Matthias im Schichtdienst arbeitet und erst später kommt. Beide gemeinsam
kümmern sich seit Jahren liebevoll auch um den Pflegefall in der eigenen Familie, um
Katharina Ullmanns Mutter. Lothar Rölleke
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