Page 7 - 70 Jahre Volkssolidarität Spree-Neiße e.V.
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Volkssolidarität SPN 2015 2_Layout 1  14.10.2015  12:47  Seite 7


































               Wärmestuben einrichteten, Kinderferienla-  Vereins. Doch diese frühere Vereinsgrün-
               ger organisierten, Möbel, Essen, Kleidung  dung  ist  nicht  vergleichbar  mit  der  vom
               und  Schuhe  sammelten.  Im  Spätsommer  November 1990. Vielmehr stand die politi-
               1945/Anfang 1946 gründeten sich verschie-  sche Absicht dahinter, die Volkssolidarität
               dene Wohlfahrtsvereine und -organisatio-  von einer basisdemokratischen Bewegung
               nen, wie z.B. die „Thüringer Aktion gegen  zu einer Massenorganisation nach sowjeti-
               Not“, das „Hilfswerk der Provinz Sachsen-  schem Muster umzugestalten. Schließlich
               Anhalt“ oder die „Volksaktion gegen Hun-  folgte 1956 ein Beschluss der SED-Führung,
               gersnot“ in Brandenburg. Am 20. März 1946  der die Entwicklung der Volkssolidarität zu
               erfolgte die Zusammenführung zu einem  einer „Mitglieder- und Massenorganisation“
               einheitlichen Zentralausschuss und im Mai  festhielt. Mitte der 50er Jahre zielten die
               1946 der Zusammenschluss der Hilfsorgani-  Aktivitäten auf die betreuende und offene
               sationen und Soli daritätsaktionen der Länder  Altenarbeit mit Angeboten von Hauswirt-
               zur „Volkssolidarität“ für die gesamte sowje-  schaftshilfe und Veteranenclubs, aber auch
               tische Besatzungszone. Ende 1949 umfasste  auf die internationale Solidarität wie orga-
               die Volkssolidarität 11.857 Ortsausschüsse,  nisierte Hilfen für Griechenland, Nordkorea
               157 Kreisausschüsse und 77.822 Volkshelfer.  und Vietnam. Zu den Aufgaben der Volks-
               Im Juni 1946 wurde eine Kommission unter  solidarität gehörte seitdem auch die Gewin-
               der Leitung des Präsidenten der Volkssoli -  nung älterer Menschen für das bürgerliche
               darität Helmut Lehmann gegründet, die prü-  Engagement. Die Ehrenamtlichen oder Volks -
               fen  sollte,  ob  diese  Hilfsbewegung  noch  helfer in den Wohngebietsgruppen, später
               gebraucht wurde. Doch es stellte sich her-  den Ortsgruppen, organisierten Nachbar-
               aus, dass die Volkssolidarität derart bekannt  schaftshilfe, Spendensammlungen und Kul-
               und unter der Bevölkerung anerkannt war,  turprogramme  und  machten  sich  bald
               dass eine Auflösung nicht in Frage kam. Es  unentbehrlich. So blieb es bis zum Ende der
               folgte ein Beschluss des Zentralkomitees der  DDR. Auch das Symbol der Volkssolidarität,
               SED  vom  30.  September  1949  über  die  das rot-grüne Zeichen mit dem „V“, das für
               „künftigen Aufgaben und Arbeitsgebiete der  eine Flammenschale steht, und dem „S“, das
               Volkssolidarität“ sowie die erste „Satzung  ein wärmendes Feuer darstellt, wurde 1950
               der Ge meinschaft Volkssolidarität“ am 28.  eingeführt. Es ist noch immer gültig – bis auf
               Oktober 1949. Die vielfältigen Aufgaben der  den umlaufenden Schriftzug „Einheit-Frie-
               Hilfsorganisationen gingen – bei einer for-  den-Solidarität“ und erinnert bis heute an
               cierten Politik der Verstaatlichung, der Ver-  die Gründungszeit im Winter 1945.
               drängung  der  Kirchen,  dem  Ausbau  des  Und so ist es nicht verwunderlich, dass
               Ehrenamtes in Ergänzung zum Gesundheits-  der  Begriff  „Volkssolidarität“  mit  allem
               und Sozialsystem, nun ganz in die Hände des  gleichgesetzt wird, was Rentner betrifft, des-
               Staates über.                         sen Fokus auf der sozialen und kulturellen
                  Von Mai 1950 bis April 1951 hatte die  Betreuung älterer Menschen liegt und deren
               Volkssolidarität die Organisationsform eines  Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.



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