Page 7 - 70 Jahre Volkssolidarität Spree-Neiße e.V.
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Wärmestuben einrichteten, Kinderferienla- Vereins. Doch diese frühere Vereinsgrün-
ger organisierten, Möbel, Essen, Kleidung dung ist nicht vergleichbar mit der vom
und Schuhe sammelten. Im Spätsommer November 1990. Vielmehr stand die politi-
1945/Anfang 1946 gründeten sich verschie- sche Absicht dahinter, die Volkssolidarität
dene Wohlfahrtsvereine und -organisatio- von einer basisdemokratischen Bewegung
nen, wie z.B. die „Thüringer Aktion gegen zu einer Massenorganisation nach sowjeti-
Not“, das „Hilfswerk der Provinz Sachsen- schem Muster umzugestalten. Schließlich
Anhalt“ oder die „Volksaktion gegen Hun- folgte 1956 ein Beschluss der SED-Führung,
gersnot“ in Brandenburg. Am 20. März 1946 der die Entwicklung der Volkssolidarität zu
erfolgte die Zusammenführung zu einem einer „Mitglieder- und Massenorganisation“
einheitlichen Zentralausschuss und im Mai festhielt. Mitte der 50er Jahre zielten die
1946 der Zusammenschluss der Hilfsorgani- Aktivitäten auf die betreuende und offene
sationen und Soli daritätsaktionen der Länder Altenarbeit mit Angeboten von Hauswirt-
zur „Volkssolidarität“ für die gesamte sowje- schaftshilfe und Veteranenclubs, aber auch
tische Besatzungszone. Ende 1949 umfasste auf die internationale Solidarität wie orga-
die Volkssolidarität 11.857 Ortsausschüsse, nisierte Hilfen für Griechenland, Nordkorea
157 Kreisausschüsse und 77.822 Volkshelfer. und Vietnam. Zu den Aufgaben der Volks-
Im Juni 1946 wurde eine Kommission unter solidarität gehörte seitdem auch die Gewin-
der Leitung des Präsidenten der Volkssoli - nung älterer Menschen für das bürgerliche
darität Helmut Lehmann gegründet, die prü- Engagement. Die Ehrenamtlichen oder Volks -
fen sollte, ob diese Hilfsbewegung noch helfer in den Wohngebietsgruppen, später
gebraucht wurde. Doch es stellte sich her- den Ortsgruppen, organisierten Nachbar-
aus, dass die Volkssolidarität derart bekannt schaftshilfe, Spendensammlungen und Kul-
und unter der Bevölkerung anerkannt war, turprogramme und machten sich bald
dass eine Auflösung nicht in Frage kam. Es unentbehrlich. So blieb es bis zum Ende der
folgte ein Beschluss des Zentralkomitees der DDR. Auch das Symbol der Volkssolidarität,
SED vom 30. September 1949 über die das rot-grüne Zeichen mit dem „V“, das für
„künftigen Aufgaben und Arbeitsgebiete der eine Flammenschale steht, und dem „S“, das
Volkssolidarität“ sowie die erste „Satzung ein wärmendes Feuer darstellt, wurde 1950
der Ge meinschaft Volkssolidarität“ am 28. eingeführt. Es ist noch immer gültig – bis auf
Oktober 1949. Die vielfältigen Aufgaben der den umlaufenden Schriftzug „Einheit-Frie-
Hilfsorganisationen gingen – bei einer for- den-Solidarität“ und erinnert bis heute an
cierten Politik der Verstaatlichung, der Ver- die Gründungszeit im Winter 1945.
drängung der Kirchen, dem Ausbau des Und so ist es nicht verwunderlich, dass
Ehrenamtes in Ergänzung zum Gesundheits- der Begriff „Volkssolidarität“ mit allem
und Sozialsystem, nun ganz in die Hände des gleichgesetzt wird, was Rentner betrifft, des-
Staates über. sen Fokus auf der sozialen und kulturellen
Von Mai 1950 bis April 1951 hatte die Betreuung älterer Menschen liegt und deren
Volkssolidarität die Organisationsform eines Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.
Die Geschichte der Volkssolidarität 7