Page 7 - Bürgerinformationsbroschüre Cottbus
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BR Guben 2018_Layout 1  24.05.18  13:07  Seite 5







               Eine traditionsreiche Neissestadt in zwei Ländern


               Spannende Grenzerfahrungen erwarten den Besucher
               am östlichen Rand Deutschlands: Die deutsch-polni-
               sche Zwillingsstadt Guben-Gubin schlägt Brücken
               zwischen Ländern und Menschen, zwischen Vergan-
               genheit und Gegenwart. Jahrzehntelang markierte die
               Neiße die Grenzlinie. Heute ist sie das blaue Band, an
               dessen Ufern Guben und Gubin wieder näher zusam-
               menrücken.
               Die Neißestadt gehört zu den ältesten Städten der
               Niederlausitz überhaupt. Guben (Gubin) wurde im
               Jahre 1211 als Salzniederlage (Salzhandelsplatz) erst-
               mals erwähnt und erhielt am 1. Juni 1235 durch den
               wettinischen Markgrafen Heinrich III., der Erlauchte,
               von Meißen und der Ostmarkt Stadtrecht nach Mag-
               deburger Vorbild.
               Die Stadt dehnte sich um den Marktplatz mit Stadt-
               kirche  und  Rathaus  auf  einer  Fläche  von  rund  25
               Hektar aus. Im Norden und Osten wurde sie durch  Rathaus und Stadtverwaltung Guben
               Lubst, im Süden durch das Werderfließ und im Wes -
               ten durch die Neiße natürlich begrenzt und geschützt.  samt zeigt eine Dauerausstellung im Stadt- und In  dus -
               Bereits seit dem Mittelalter betrieben Gubener Bür-  triemuseum auf dem Areal der einstigen Wilkeschen
               ger den Weinanbau. Im 19. Jahrhundert entwickelte  Hutfabrik an der Gasstraße.
               sich die Stadt zu einer beachteten Indus trie- und Gar-  Ende des Zweiten Weltkrieges erlitt die Stadt, insbe-
               tenstadt.                                sondere auch der Stadtkern, schwere Zerstörungen.
                                                        Gravierend wirkte sich die Teilung Gubens in das heu-
                                                        tige deutsche Guben und das polnische Gubin, im Er-
                                                        gebnis  des  Krieges  gemäß  den  Festlegungen  des
                                                        Potsdamer Abkommens, aus. Zwei Drittel des Terri-
                                                        toriums – die Oststadt mit der his torischen Altstadt
                                                        sowie die Crossener und Werder-Vorstadt – kamen zu
                                                        Polen.
                                                        Das alte Rathaus, die Ruine der Stadt- und Hauptkir-
                                                        che, die Reste der Stadtbefestigung mit dem so ge-
                                                        nannten „Dicken Turm“ im heutigen Gubin künden
                                                        von der wechselhaften Geschichte einer lebenswerten
                                                        Niederlausitzer Stadt.
                                                        Heute ist Guben eine bunte und liebenswerte Dop-
                Brunnen auf dem Gubener Dreieck
                                                        pelstadt. Mit Hochdruck wird hier nach wie vor daran
                                                        gearbeitet, das Stadtzentrum zu erneuern und attrak-
               1816/17 setzte die industrielle Revolution in Guben  tiver zu gestalten – und dies mit guten Ergebnissen.
               mit der Gründung der Cockerill´schen Wollspinnerei  Besucher, die heute in die Neißestadt kommen, sind
               und Aufstellung der ersten Dampfmaschine 1818 zu  überrascht über die unzähligen unübersehbaren Ver-
               einem für die Niederlausitz relativ frühen Zeitpunkt  änderungen im Herzen Gubens. So zeigen sich die sa-
               ein.  Braunkohlenabbau  am  östlichen  Stadtrand  ab  nierten Hauptstraßen mit viel Grün, auf dem Gelände
               1848 und der Eisenbahnanschluss 1846 beschleunig-  der ehemaligen Hutfabrik befindet sich ein modernes
               ten die Industrialisierung und den Aufstieg Gubens  Kommunalzentrum mit Rathaus, Bibliothek, Musik-
               zur Niederlausitzer Hochburg der Textilindustrie, ins-  schule und der Alten Färberei, ein Veranstaltungssaal
               besondere der Hutindustrie.              und vieles mehr.
               Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und nach der  Besonders stolz sind die Neißestädter aber auch auf
               Jahrhundertwende entstanden zahlreiche Bauten und  ein gut ausgebautes Radwegenetz, das zu vielen Se-
               Einrichtungen, wie z.B. das Gymnasium (1868), das  henswürdigkeiten der Stadt, an idyllisch gelegene Seen
               Stadttheater auf der Schützeninsel (1874), die Klos -  und landschaftlich schöne Ausflugsziele in der Umge-
               terschule (1875), das Naemi-Wilke-Stift (1878), die  bung führt. Dazu gehört auch die Neiße selbst, die
               Taubstummenanstalt der Provinz Brandenburg (1881),  wieder mit Booten befahrbar ist. Auf beiden Seiten des
               das Wasserwerk (1879), die Pestalozzischule (1902),  Flusses gibt es Stege und Slipanlagen zum Einsetzen
               das Lyzeum (1908), die Hindenburg-Schule (1912), das  der Boote, und natürlich werden auch die Ufer an-
               Stadtmuseum  (1913), der  Koenig-Park  (1904),  das  sprechend gestaltet. Ein historisches Schmuckstück
               Stadthaus und die neue große Neißebrücke (1922/23)  können die Gäste der deutsch-polnischen Zwillings-
               sowie die neue Nordbrücke (1924).        stadt erst seit Kurzem be wundern: den komplett neu
               Den Aufstieg und Niedergang der Gubener Hutindus -  gestalteten Alten Gubener Hafen, der direkt am Oder-
                 trie sowie die Stadt- und Industriegeschichte insge-  Neiße-Radweg zum Verweilen einlädt.


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